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In Berlin

Total happy vor den zu bewältigenden 42,195 Kilometern
P.S. Nach der Bewältigung dieser war ich nicht minder happy...

Berlin - Marathon 1999 - Mein erster Marathon in Berlin am 26.9.1999

Alberto
26. Berlin Marathon

Mädchen links

Marathonmedaille für die Finisher des Berlin Marathons 1999

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Am 26.9.99 war es endlich so weit. Ich lief meinen ersten Marathon. Dazu suchte ich mir Deutschlands größten und berühmtesten Marathon aus: Den Alberto Berlin Marathon.

Vorgeschichte

Im Januar 1998 besuchte ich das Seminar "Kreativität & Höchstleistung" bei Dr. Strunz.
Zentrales Thema für ein neues Leben waren dabei Bewegung, Ernährung und Denken. Ich war absolut fasziniert von dem Seminar. Über den Themenpunkt Bewegung kam ich im Alter von 38 Jahren zum Joggen.
Da das Joggen natürlich mehr Spaß macht, wenn man ein Ziel wie den Marathon vor Augen hat, begann ich langsam auch auf Wettbewerbe hin zu trainieren. Wichtig war mir jedoch dabei nicht die Freude am Laufen zu verlieren.

Meine ersten Wettkämpfe

Im September 1998 lief ich meinen ersten Halbmarathon bei dem mich ab km 13 ein 76-Jähriger versenkte an den ich mich die Kilometer davor drangehängt hatte. Ich wurde jedoch nicht Letzter und war mit meiner Zeit von 2:04:30 hoch glücklich.
Es folgten einige weitere kleinere Wettkämpfe, wo ich meist einer der Letzten war, bis ich dann am 5.9.99 den gleichen Halbmarathon wie im Vorjahr mit einer für mich sehr guten Zeit von 1:53:10 lief. Ich hatte mich in einem Jahr um 11 Minuten gesteigert, war nicht mehr ganz hinten und fühlte mich für den Berlin Marathon fit.
Der mittlerweile 77-Jährige vom Vorjahr lief wieder mit. Er hatte wieder eine Zeit von ca. 1:58!
Ja, das Laufen hält jung.

Der Tag davor

Das große Ereignis in Berlin beginnt traditionell mit den Frühstückslauf. Dabei liefen Tausende von Läuferinnen und Läufer mit einen Luftballon in der Hand vom Schloss Charlottenburg zum Berliner Olympiastadium auf einer ca. 6 km langen Strecke. Ich wollte mich für den nächsten Tag schonen und guckte mir deswegen nur den Einlauf im Olympiastadium an. Der Einlauf der vielen Tausend Läufer mit besonders vielen Dänen in Ihren Landesfarben, den aufsteigenden Luftballons und den jubelnden Fans war bereits ein sehr schönes Erlebnis.

Der große Tag

6:00 - 9:00

Norbert, Joachim und ich sind drei Novizen und wählen Erwin einen 2:45 - Läufer zum Coach. Er erklärt sich bereit uns sicher durch den Marathon zu schleusen und selbst einmal langsam zu laufen.
Wir haben uns allerdings einen etwas eigenwilligen Coach ausgesucht. Wir stehen bereits um 6 Uhr auf, um noch rechtzeitig Kohlenhydrate hinein zu schieben. Unser Coach schnarcht allerdings noch um 7:45 Uhr. Er sagt er will damit die für uns so nötige Ruhe ausstrahlen, damit wir keinen Stress bauen.
Nachdem wir ihn mühselig aus die Federn gejagt haben, warten wir bis kurz nach acht auf den Bus. Da die Zeit knapp wird, machen wir unsere Stretchübungen bereits an der Bushaltestelle.
Gegen halb 9 sind wir an der U-Bahnstation. Nun drückt uns die Blase. Wir brauchen ewig um eine Toilette zu finden.
Nach einigem weiteren hin und her kommen wir endlich gegen 8:45 im Startbereich am Ernst Reuter Platz an. Zum Warmlaufen haben wir keine Zeit mehr. Das werden wir auf den ersten Kilometern nachholen.
Nachdem wir uns umgezogen haben und unsere Kleider abgegeben haben, drängen wir uns von der Seite her in unseren Startblock hinein, da beim offiziellen Eingang kein Durchkommen mehr möglich ist.
Es ist ein erhebender Augenblick zusammen mit anderen 23.000 Läufern auf den Startschuss zu warten. Als der Startschuss erfolgt, lassen alle Läufer, die im regulären Eingang einen Luftballon bekommen haben, ihren Ballon steigen. Die Stimmung und Spannung ist einfach toll.

9:00 - 10:00 KM 0 - KM 10 Zeit: 1:00:17

Der Pulk setzt sich langsam in Bewegung. Ca. 3 Minuten nach den ersten Läufern überqueren auch wir die Startlinie. Wir verlieren keine Zeit, da wir einen Chip am Laufschuh tragen. Dabei müssen wir am Start, Ziel und alle 5 km über ein Matte laufen, wo die Zeit von einem Computer erfasst wird.
Wir gehen den Lauf auf Erwins Anweisung hin janz langsam wie der Berliner sagt an. Erwin muss dabei einige Male Joachim zurückpfeifen.
Hinter km 1 verspüre ich bereits einen Druck in der Blase. Das muss einfach die Aufregung sein. Nach 2 km mache ich einen Schwenk zu den grünen Büschen am Stadtpark Tiergarten. Stark erleichtert hole ich die anderen kurz vorm Brandenburger Tor am Kilometer 3 wieder ein. Wir haben bereits fast 20 Minuten verbraten. Das wird eine miese Zeit werden denke ich mir.
Nach dem ergreifenden Augenblick, als wir das Brandenburger Tor durchqueren, empfängt uns ein japanisches Trommlerkonzert. So angefeuert joggen wir im noch gemütlichen Tempo "Unter den Linden" an Berlins Prachtbauten und einer jubelnden Menge vorbei. Der Lauf ist zu diesem Zeitpunkt noch ein wahrer Genuss und alles andere als anstrengend.
Den km 5 erreichen wir nach 31 Minuten. Es folgt die erste Trinkstelle, wo das wahre Chaos ausgebrochen ist. Jeder versucht gleich am ersten Tisch Wasser zu bekommen. Es folgt ein richtiges Gerangel und Gerempel. So mancher macht die Bekanntschaft mit den Ellbogen seines Nachbars. Nach 2-3 Minuten Kampf ums kühle Nass habe ich endlich meine 2 Plastikbecher, die ich schnell leere und wie alle anderen Läufer auf der Laufstrecke fallen lass. So geschieht es, dass wir uns an jeder Verpflegungsstelle durch einen Müllberg von Plastikbechern durchkämpfen müssen.
Erwin zieht nun endlich das Tempo an. Mein anfänglicher Puls von 135 / 140 bewegt sich nun langsam auf dem Bereich 155 / 160 zu. Der nächsten Musikgruppe, die wir viele weitere alle 1-2 km zu sehen bekommen, juble ich noch zu. Als ich bemerke, dass dabei mein Puls in die Höhe geht, lass ich das auf dem Rest der Strecke sein.
Hinter dem Alexanderplatz sehe ich etwas weniger Zuschauer, so dass wir uns nun mehr auf unseren Lauf konzentrieren können. Den km 10 erreichen wir bei einer Zeit von knapp über einer Stunde.

10:00 - 11:00 KM 10 - KM 20 Zeit: 1:55:21

Bei der folgenden Verpflegungsstelle komme ich schneller zu meinem Wasser. Aber plötzlich sind die anderen weg. Ich denke mir, Erwin der Coach hat wohl ein paar besonders schöne Läuferinnen gesehen denen er hinterher musste und laufe nun meinen eigenen Trott. Ich beschleunige mein Tempo. Der Puls bewegt sich auf dem Bereich 160 / 170 zu. Ich gerade in Hochstimmung und überhole einen Läufer nach dem anderen, wobei ich mich förmlich durchschlängeln muss. Plötzlich fängt mein Pulsmesser bei 170 das Piepsen an und ruft mich zurück zur Vernunft. Ich drossle wieder etwas das Tempo. Ich wäre beinahe high geworden und wäre dann wahrscheinlich nach km 30 zusammengebrochen. Aber die Vernunft hat gesiegt. Bei km 14 sehe ich meine Frau und die Fans von unserem Bus, die mich toll anfeuern. Ich gebe meiner Frau kurz einen Kuss. So viel Zeit muss sein.
Ich bin nun die letzten Kilometer teilweise fast im 5 Minutentakt gelaufen, verliere aber an der nächsten Verpflegungsstelle wieder sehr viel Zeit. Die nächsten 5 Kilometer sind meine schnellsten. Ich spule sie in 27:11 Minuten ab. Ich laufe wie ein Uhrwerk und genieße dabei noch den Lauf. Kann ein Marathon so einfach sein, denke ich.
Die Ernüchterung kommt als ich ab Kilometer 17 merke, dass ich mir zwei ordentliche Blasen am Fuß laufen werde. Unterwegs überhole ich nun einen Läufer mit einer riesigen Vereinsfahne von Herta BSC. Wie viel mehr leistet dieser Läufer als ich sage ich mir. Dann überhole ich auch noch einen Geher, der die ganze Strecke geht. Power Walking nennt man so was in Neudeutsch.
Bei km 20 laufe ich einem Auto hinterher, wovon aus die Läufer gefilmt werden. Ich hoffe, dass ich ins Fernsehen komme.

11:00 - 12:00 KM 20 - 30 Zeit: 2:53:39

Wieder verliere ich sehr viel Zeit am Verpflegungspunkt. Es gibt Bananen. Ich verschlinge sie gierig wie ein Affe.
Die Halbmarathonzeit beträgt 2:01:58. Langsam merke ich, dass ich bei meinem Debüt die 4 Stunden Schallmauer nicht knacken werde. Ich habe etwas zuviel Zeit am Anfang verloren.
Plötzlich sehe ich wieder Norbert. Wir laufen etwas zusammen. Dann gibt er aber mehr Gas als ich und ich bin wieder allein unter den unzähligen anderen Läuferinnen und Läufern. Nun steht auch ab und zu mal die Omma am Straßenrand und feuert uns mit Kochtopf und Kochlöffel an. Es geht an einer Disco vorbei, wo uns der DJ einheizt. Auf der weiteren Strecke gefallen mir besonders die Bands, die aus lauter Trommlern bestehen. Das heizt besonders ein.
Kurz danach fängt es das Regnen an. Ich empfinde dies als recht unangenehm. Ich beginne zu frieren. Ich bekomme eine Gänsehaut an den Armen. Trotzdem steht auf der Strecke ab und zu die Feuerwehr bereit, um Läufer, die das wünschen, mit ihrem Feuerwehrschlauch abzukühlen. An einer der nächsten Verpflegungsstelle gibt es leicht bräunliches Wasser zu trinken. Auch dieses schlucke ich herunter. Aber ein leichter Ekel macht sich schon breit.
Ab KM 25 beginnt eine leichte kaum merkbare Steigung, die fast kontinuierlich bis KM 35 geht. Die Steigung ist an sich lächerlich, aber ein Marathon hat so seine eigenen Gesetze. Selbst die Kenianerin Tegla Loroupe , die zu diesem Zeitpunkt nach 2:20:43 bereits ihren Weltrekordlauf hinter sich hat, musste hier eine gewaltige zeitliche Einbuße hinnehmen, von der sie sich erst auf den letzten Kilometern erholen konnte.
Langsam geht es nun in vornehmere Bezirke von Berlin. Die jubelnden Fans lassen nach.
Dafür beginnt langsam das "Sterben" der Läufer. Ich sehe immer mehr Läufer "gehen" oder ganz aufgeben.

12:00 - 13:00 KM 30 - 40 Zeit: 3:54:46

Hinter dem km 30 bewege ich mich in absolutes Neuland hinein. Noch nie bin ich so weit gelaufen. Ich merke, dass hinter der Schallmauer von 30 km alles seine eigenen Gesetze hat und so manches anders ist. Wir laufen nun "Unter den Eichen" durch ein vornehmes Viertel nicht mehr so weit von Berlin Dahlem entfernt.
Meine Zwischenzeiten werden nun langsamer. Lief ich vorher den Kilometer meist um die 5:30, brauche ich nun an die 6 Minuten und spüre nun doch erstmals so was wie eine gewisse Erschöpfung. Wenn ich mir aber so manchen anderen angucke bin ich froh, dass es mir noch so gut geht. Man sieht nun ein "Massensterben" am Mittelstreifen der Straße. Es liegen lauter Läufer und Läuferinnen mit Krämpfen herum oder sie stützen sich verkrampft an einem Baum. Glücklich sind die, die noch eine der Massagestellen oder Erste Hilfe - Stellen erreichen, wo der eine oder andere wieder hochgepeppelt wird.
Ab km 35 empfangen uns riesige Schilder, dass wir es nun bald hinter uns haben und wir die Größten sind und uns nun die Massen ins Ziel hineintragen werden. Der für mich schönste Augenblick ist, als ich den Platz "Am Wilden Eber" kurz vor KM 36 erreiche. Dort spielen Sambabands. Ein riesige Menge von Zuschauern, darunter auch Bundespräsident Rau, jubelt uns zu. Ich passiere die Stelle in Trance und bin so ergriffen, dass es mir eiskalt den Rücken hinunterläuft und mir vor Glück fast die Tränen kommen.
Am km 37 sind wieder die Fans von unserem Bus postiert. Ich lächle ihnen nun, inzwischen wieder müde, zu und klatsche in die Hand meiner Frau.
Ich sage mir nun was sind schon 5 km. 5 km sind an sich nichts, wenn nur nicht die 37 km davor gewesen wären.
Wir sind nun am Hohenzollerndamm, der einfach nicht enden will. Die Anzahl der Zuschauer nimmt nun langsam zu, da es dem Ziel entgegen geht. Plötzlich rennt mich beinahe ein Junge um, der sich einen Spaß daraus macht quer über die Rennstrecke zu rasen. Er verfehlt mich um einen Zentimeter. Das war noch einmal Glück. Ich schnaufe kräftig durch.

13:00 - 13:15 KM 40 - KM 42,195 Zeit: 4:08:09

Bei KM 40 ist die letzte "Tränke". Ich nehme noch einmal einen Schluck und plötzlich ist Joachim da. Freudig überrascht beschließen wir gemeinsam durchs Ziel zu rennen. Wir biegen nun in den Ku-Damm ein. Da wir die 4 Stunden ohnehin verfehlt haben, lassen wir den Schlußspurt sausen. Bei KM 41 sage ich zu Joachim "Die 1195 Meter schaffen wir auch noch". Nun wird es noch einmal dramatisch, als Joachim kurz vor dem Ziel ganz nahe vor einem Krampf am Oberschenkel steht. Er fällt zurück. Nach 500 m hat er mich wieder eingeholt. 200 m vor dem Ziel hat er wieder Probleme und rettet sich dann, leider knapp hinter mir, durchs Ziel.
Ich bin überglücklich und als ich endlich wieder Erwin unseren Coach sehe falle ich ihm in die Arme.

Nachlese

Zuerst irren wir noch fast zwei Stunden mit öffentliche Verkehrsmitteln durch die Stadt, da noch so viele Straßen gesperrt sind. Dann fahren wir wieder mit unserem Bus die 500 km nach Hause. Bei der Heimfahrt sind aller guter Laune und es werden Unmengen von Sektflaschen geköpft. Einige der Mitläufer konnten die 3 Stunden Schallmauer unterschreiten und eine der Frauen wurde mit 3:13 13. ihrer Altersklasse was eine sehr beachtliche Leistung ist.
Außer einer Blutblase und einer blauen Zehe geht es mir gut. Die Medaille, die jeder Finisher bekommen hat, trage ich mit stolz geschwellter Brust. Lediglich das Heruntersteigen von Treppen bereitet den ersten Tag nach dem Marathon wenig Freuden.
Zwei Tage später geht es mir bereits wieder glänzend und ich freue mich schon auf den nächsten Wettkampf und Marathon.

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