Der Indische Hanf ist möglicherweise die erste vom Menschen benutzte Rauschdroge überhaupt. Über den Nutzen/Schaden ihres Gebrauches wurde derart Unterschiedliches wie zu kaum einem anderen Thema berichtet. In den Ländern wo Cannabis seit Jahrhunderten in die Traditionen eingebunden ist, traten kaum Probleme damit auf. Doch gerade in den letzten Jahrzehnten wurde gerade den Entwicklungsländern der Dritten Welt unsere "moderne" Drogenpolitik aufgedrängt. Vor allem die USA spielt in diesem Spiel eine Schlüsselrolle, mit zum Teil verhängnissvollen Auswirkungen. Als Beispiel sei hier nur die Bombadierung von Hanffeldern durch das giftige Pflanzenvernichtungsmittel Paraquat genannt.
Es scheint, daß unsere westlichen Regierungen ihre Fehler in
der Drogenpolitik nicht eingestehen, um ihren Ruf zu bewahren.
Denn in den letzten Jahrzehnten wurden Tausende meiner Meinung
nach unschuldige Menschen wegen dem Genuß und Handel mit dem
praktisch unschädlichen Genußmittel Marihuana, zu zum Teil
hohen Gefängnisstrafen verurteilt. Deshalb, so befürchte ich
wird sich an den Bestehenden Gesetzen nur schwer etwas ändern
lassen, ohne daß viele Politiker ihren guten Ruf verlieren.
Gerichtsurteile neueren Datums die eine relative
Entkriminalisierung zumindest kleiner Mengen anzudeuten schienen,
brachten einen etwas offeneren Umgang mit der Sache, was wiederum
zu mehr Strafverfolgung führte, weil die "Täter"
dadurch leichter greifbar wurden.
Vielleicht spielt in vielen bereits etwas senilen Köpfen das
Feindbild des kiffenten Revolutionärs, der 69er Generation immer
noch eine Rolle, der angeblich mit Hilfe bewußtseinserweiternter
Drogen den Zusammenbruch unserer modernen Wohlstandsgesellschaft
erreichen wollte. Diese Gedanken sind an der Schwelle zum
2.Jahrtausend längst überholt und Hanf wird, wie schon öfters
in der Geschichte, vielleicht wiederum eine sehr wichtige Rolle
in der Lösung ökologischer und ökonomischer Probleme spielen.
Sichten Sie hierzu auch Der Hanf als
Rohstoff für die Industrie .
Die gegenwärtige Prohibition begann in den Vereinigten Staaten und wurde von Anslinger, der 1930 den Posten eines Commissioners im Bureau of Narcotics übernahm vorranngetrieben.Um dies zu Rechtfertigen erschienen in der Presse immer wieder richtige Horrormärchen. Diese Horrorberichte kursierten zum Teil noch in Deutschland Ende der 60er Jahre.
Hier eine Kostprobe:
Schockierende Gewaltverbrechen nehmen zu, Metzeleien, grausame
Verstümmlungen, Verunstaltungen, kaltblütig durchgeführt, als
würde ein häßliches Monstrum in unserem Land umgehen. Besorgte
Bundes- und Staatsbehörden schreiben viel von dieser
Gewalttätigkeit der "Mörder-Droge" zu. Das ist was
Experten Marihuana nennen. Es ist ein anderer Name für
Haschisch. Es ist ein Derivat des indischen Hanfs, ein Kraut das
in den meisten Staaten am Straßenrand wächst...
Diejenigen, die süchtig nach Marihuana sind, verlieren nach
anfänglichem Gefühl von Lustigkeit bald jegliche Hemmung. Sie
werden zu bestialischen Dämonen voll irrer Lust zu töten.....
(Kenneth Clark, gestützt auf Material von Anslinger, für
Universal News Service und nachgedruckt von 56 Zeitungen, März
1936).
Was Anslinger an Hanf interessierte, erklärte er 1954 in einem BBC-Interview: "Ich sah hier die Möglichkeit, die Bedeutung des Bureau of Narcotics zu heben. dafür fand er ein offenes Ohr bei seinem Vorgesetzten, denn der war Andrew Mellon. der zweitreichste Mann der Welt war in der Weltwirtschaftskrise zum Finanzminister gemacht worden mit Dem Auftrag, die Staatskasse zu sanieren. Sein erster Schritt dazu war eine radikale Streichung der Sozialprogramme und eine staatliche Förderung seiner Stahlfabriken, was zwar nicht viel bezweckte, aber einer späteren US-Regierung zum Vorbild wurde. Weniger offene Ohren fand Anslinger bei den befragten Wissenschaftlern-sie konnten keine Gefährlichkeit von Hanf feststellen. Da mußte er neue Bündnissgenossen suchen.
Das Mörderkraut
Selbst Befürworter des Hanf-Verbots wie Bloomquist kommen
nicht umhin, die Art und Weise zu bedauern, wie es in Szene
gesetzt wurde, wenn Sie auch nicht erwähnen, daß der Regisseur
dieses Dramas Mr. Anslinger war. 1931 bewilligte ihm sein
Schwiegeronkel 100.000.- Dollar Sonderetat - mitten in der
tiefsten Depression-, die eine bemerkenswerte Kampagne
finanzierten: An alle Polizeistellen und an alle
Boulevard-Journalisten ging ein Rundschreiben mit vielen
Freikuverts, doch bitte "alle Fälle zu sammeln, die eine
Gefährlichkeit von Marihuana beweisen könnten, insbesondere
Verbrechen, Fälle von Wahnsinn u. ä.".Den Journalisten
wurde als Gegenleistung zugesichert, vom Bureau stets auf dem
Laufenden gehalten zu werden. Dieses Papier gelangte auch in die
Hände eines Gefängnisarztes aus New Orleans.Für 2000 Dollar
Forschungszuschuß vom Bureau arbeitete Dr. A. E. Fossier ein
Papier aus, das die <Mariahuana-Bedrohung> hieß.Vom
falschen Namen der Droge abgesehen enthielt es den alten
Assasinen-Mythos und die neuere Erkenntnis, daß jeder vierte
Verhaftete "Mariahuana-süchtig sei" und 17 von 37
Mördern einmal in ihrem Leben davon geraucht hätten. Die schön
rassistische Schlußfolgerung sollte man sich auf der Zunge
zergehen lassen.
Anslinger ließ das Papier bundesweit vertreiben, zusammen mit
der Forderung nach einem Mariehuanaverbot und allmählich trugen
seine Rundschreiben so schöne Früchte wie die Schlagzeilen aus
Kalifornien:"Mörderkraut überall an der Küste
gefunden-Tödliche Marihuana-Pflanze erntereif, um karlifornische
Kinder zu versklaven!(Los Angeles Examiner, 5. 11. 1933) und:
"Rauschgiftbehörden hilflos gegen Marihuana" San
Francisco Examiner, 7. 11. 1933).
Die Zeit schien reif über ein Verbot der Pflanze zu befinden.
schwer taten sich die Herren vom Bureau nur bei der Frage, was
denn da verboten werden solle. Die faserhaltigen Stengel und die
Samen sollten auf jeden Fall ausgenommen bleiben. Aber: was dann
mit denn Blättern die beim Wachstum unglücklicherweise auch
anfielen? Anslinger war dafür die Pflanze insgesamt zu
verbieten, aber so einfach war die Lösung nicht durchzubringen.
Roosevelt hatte 1933 die Prohibition unter anderem mit dem
Argument aufgehoben, die deutliche Undurchführbarkeit dieses
Gesetzes würde den Respekt vor allen Gesetzen zerstören.
Anslinger hatte keinen leichten Stand bei diesem Hearing, zumal
die Wissenschaftler seine These von der Gefährlichkeit des Hanfs
ablehnten. Mehr zufällig verlas er dann einen Artikel von jener
Qualität, die in den USA
<yellow press>heißt und in deutscher Sprache niveauvoll
von Bild, Täglich Alles und Kronenzeitung bedient wird. Mr.
Tipton, Anslingers Vorgesetzter, horchte auf, und der Stenograf
protokollierte seine Antwort, so geschehen am 14. Januar
1937:" Haben sie mehr davon? Horrorgeschichten - das ist es
was wir brauchen."
Harry J. Anslinger hatte, und bald schon konnte er <Die zehn
schlimmsten Fälle schrecklicher Folgen von Marihuana>
präsentieren. Wer Sie heute liest kann sich wahrscheinlich ein
schmunzeln nicht verbeißen. Doch die Prominenz, die anslinger
bei seinem Kampf gegen den Hanf gewann, bewirkte, daß sie
allesamt noch durch wissenschaftliche Werke der späten Sechziger
spuken und in der Boulevardpresse sogar heute noch gelegentlich
aufgewärmt werden.
Als alter Her vermachte Herr Anslinger seinen gesamten
Aktennachlaß der Pattee Library an der Pensylvania State
University, wo er nach Voranmeldung eingesehen werden kann.
Anslingers "Zweifelsfreie Quellen" waren zu 95 Prozent
Ausschnitte aus Boulevardblättern und Pulp Magazines. Viele
zeigen an ihrem Rand Anmerkungen in pedantischer Handschrift ,
wohl als Gedächtnisstütze gemeint: Mord!! Blutiger Mord!!!! Der
Eindruck entsteht, hier habe sich ein verklemmter Kleinbürger
mit Zeitungsschnitzeln einen sadistisch-voyeuristischen Kitzel
gegönnt.
Die Strategie, die Anslinger für den Kampf gegen Marihuana
vorschlug, hatte er zuvor schon im Umgang mit Alkohol empfohlen:
eine umständliche Verwaltung des legitimen Umgangs, die
"prohibitiv entmutigen" sollte, diesmal verstärkt
durch eine Horrorsteuer von 100 Dollar pro Unze.
Am 27. April 1937 fand das Marihuana-Hearing vor dem Kongreß
statt. Anslinger hatte sich bestens vorbereitet, und als die
Abgeordneten den Gesetzesvorschlag für zu extrem hielten, zog er
aus seiner Tasche seine Horrormappe. Er zeigte einige Fotos
schrecklich zugerichteter Leichen, angeblich alle Opfer von
Marihuana-Mördern. Vier Tage später wurde das Gesetz
beschlossen, und am 1. September unterzeichnete Roosevelt die
Marihuana Tax Act.
Anslinger hatte inzwischen noch eine Fleißaufgabe geleistet: In
der Juli-Nummer des American Magazine erschien sein berühmter
Artikel <Marihuana, Mörder der Jugend>. Die Hexenjagd
konnte beginnen.
Entnommen aus VON HANF IST DIE REDE
Im Aufbau!